Die Empörung über die Tarifflucht der Funktel GmbH hält unter den IG Metall Mitgliedern unserer Region weiter an. Am Montag verurteilten die 198 Delegierten der IG Metall Delegiertenversammlung Salzgitter-Peine durch einstimmigen Beschluss das arbeitnehmerfeindliche Verhalten der Unternehmenseigentümer in einer Resolution.
Durch Austritt aus dem Arbeitgeberverband beendete die Funktel GmbH zwar ihre unmittelbare Tarifbindung, die bisherigen tariflichen Ansprüche der IG Metall Mitglieder im Betrieb bleiben aber bestehen.
„Sachlich betrachtet zeigt sich bei Funktel eine skurrile Situation“, führt Matthias Wilhelm als 1. Bevollmächtigter der IG Metall Salzgitter-Peine aus. „Eine Lohnkostensenkung können die Eigentümer mit der Tarifflucht nicht erreichen. Bei Funktel zeigt sich im Ergebnis eher das Gegenteil, denn bisher haben die Beschäftigten durch einen Sanierungstarifvertrag den Betrieb wirtschaftlich stabilisiert. Es macht für uns den Anschein, als stehen rein ideologische Vorbehalte gegen die IG Metall im Vordergrund.“
Die Tarifbindung im Betrieb wiederherzustellen, unterstützen Vertreter aus allen Betrieben in Salzgitter und Peine. Die gewählten Delegierten der IG Metall sprechen den betroffenen Beschäftigten ihre volle Solidarität aus. Die vorindustrielle Herr-im-Haus-Haltung der Funktel-Eigentümer erntet breites Kopfschütteln. „Wir akzeptieren die Verweigerung unserer Geschäftsführung nicht“, äußert sich Ina Kaczmarczyk als betroffene Beschäftigte und Delegierte der IG Metall. „Wir sind keine Untertanen, sondern selbstbewusste Beschäftigte, die ihr Recht auf Demokratie und Teilhabe einfordern.“ Der einstimmige Beschluss der Delegiertenversammlung verwundert sie nicht, sondern bestätigt ihre Erfahrungen. „Das zeichnet die Arbeitnehmer in der Region Salzgitter-Peine aus“, so Kaczmarczyk. „Wir halten zusammen, ob aktuell bei MAN oder bei uns. Wenn die Arbeitgeber unsere Arbeitsbedingungen oder unsere Arbeitsplätze in Frage stellen, braucht niemand Angst haben, allein dazustehen.“
Insbesondere von der öffentlichen Hand als größten Kunden der Funktel GmbH und von den politischen Entscheidungsträgern erwarten die Delegierten der IG Metall ein klares Bekenntnis zu Tarifbindung. Schließlich bringen die Arbeitnehmerhaushalte durch ihre Lohn- und Verbrauchssteuern fast 80% des Steueraufkommens ein. Die Vergabe von öffentlichen Aufträgen und die Wirtschaftsförderung aus Steuermitteln sollte deshalb, so die Forderung, an die Voraussetzung der Tarifbindung geknüpft sein.
„Wir haben bereits Unterstützung aus der Politik erhalten“, berichtet Marion Koslowski-Kuzu von der IG Metall, die bei der bisherigen Auseinandersetzung die Funktel-Beschäftigten begleitet hat. „Bei unserer Kundgebung auf dem Marktplatz in Salzgitter-Bad haben sich sowohl Marcus Bosse als Landtagsabgeordneter der SPD, als auch Christoph Plett, Landtagsabgeordneter der CDU, zur Tariftreue bekannt.“
Die IG Metall wird die beschlossene Resolution, für die sie eine breite Unterstützungs-Kampagne eingeleitet hat, auch weiteren politischen Entscheidungsträger in der Stadt, im Land und im Bund zukommen lassen. „Den Funktel-Eigentümern muss verständlich gemacht werden, welchen Risiken sie den Betrieb aussetzen, wenn sie die politische Anforderung der Tariftreue missachten, die neben der Gesetzeslage besteht“, führt Koslowski-Kuzu weiter aus. „Uns treibt die Sorge um, dass die Funktel GmbH durch die Tarifflucht, die Corona-Krise und durch das ungeschickte Agieren der Eigentümer in eine wirtschaftliche Schieflage gerät, die die Belegschaft dann ausbaden muss.“