Ein gemeinsamer achtzehnstündiger Verhandlungsmarathon zwischen IG Metall und den Arbeitgeberverbänden der Küste sowie Bayerns hat den Weg frei für den Tarifabschluss 2024 gemacht.
Das in der Nacht von Montag auf Dienstag erzielte Tarifergebnis sieht vor: Zum 1. Februar 2025 erfolgt eine Einmalzahlung von 600 Euro brutto, welche aber je nach Betrieb auch vorgezogen werden kann - Teilzeitbeschäftigte erhalten diese anteilig. Auszubildende profitieren von einer Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 140 Euro pro Monat, bereits ab dem 1. Januar 2025. Die Entgelttabelle soll zum 1. April 2025 in einem ersten Schritt um 2 Prozent steigen, ehe sie zum 1. April 2026 um weitere 3,1 Prozent erhöht wird. Die IG Metall konnte eine soziale Komponente erkämpfen: Der T-ZUG B (bisher 18,5 Prozent des Eckentgelts des jeweiligen Tarifgebiets) wird 2026 auf 26,5% angehoben. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis Ende Oktober 2026 ohne nachlaufende Friedenspflicht.
Außerdem werden die Wahlmöglichkeiten für die Beschäftigten zwischen mehr Zeit oder mehr Geld ausgeweitet. Schon für das Jahr 2025 können erstmals auch Teilzeitbeschäftigte mehr Zeit statt mehr Geld wählen. Künftig gehören auch Eltern mit Kindern unter zwölf Jahren (bisher unter acht Jahren) zu den Anspruchsberechtigten. Die bisherige Möglichkeit, zweimal Geld gegen acht zusätzliche freie Tage zu tauschen, wird erweitert um drei zusätzliche Optionen, Geld gegen sechs zusätzliche freie Tage zu tauschen. Künftig können anspruchsberechtigte Beschäftigte also insgesamt fünfmal Geld gegen Zeit tauschen.
Anstelle der seit 2022 möglichen automatischen Differenzierung des T-ZUG B tritt nun die automatische Differenzierung der jährlichen Sonderzahlung Transformationsgeld. Die Bedingung für die automatische Differenzierung bleibt unverändert eine Nettoumsatzrendite von 2,3 Prozent oder schlechter.
Vorausgegangen waren zähe Tarifverhandlungen: Die Arbeitgeber hatten in den regionalen Tarifgebieten bis in die dritte Verhandlungsrunde nur 1,7 Prozent mehr Entgelt zum 1. Juli 2025 sowie 1,9 Prozent mehr zum 1. Juli 2026 angeboten. All das bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von 27 Monaten. Mit dem nun in der Nacht erzielten Verhandlungsergebnis konnten die Arbeitgeber massiv durch die IG Metall bewegt werden. Nicht zuletzt ist dies dem Druck der deutlich mehr als 630.000 Warnstreikenden bundesweit zu verdanken. Dadurch konnten substanzielle Verbesserungen am Tariftisch erzielt und die Arbeitgeberblockade gelöst werden.
„Das ist ein robustes Gesamtpaket in wirtschaftlich unruhigen Zeiten. Daher ist dieser Abschluss als Stabilitätsanker zu verstehen. Damit untermauern die Tarifvertragsparteien ihre Verantwortung sowohl den Beschäftigten als auch den Betrieben gegenüber – und auch ihre Verantwortung gegenüber dem Land. Mit den prozentualen Steigerungen der Entgelte wird den gestiegenen Lebenshaltungskosten etwas entgegengesetzt. Gleichzeitig stärken wir nachhaltig die jungen Menschen, indem die Ausbildungsvergütungen überproportional steigen!“, so Thorsten Gröger, IG Metall-Verhandlungsführer für die Tarifgebiete Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.
Die große Tarifkommission der IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt hat sich in den Mittagsstunden in Hannover zusammengefunden und ohne Gegenstimme den Beschluss gefasst, dass der gemeinsame Pilotabschluss der Tarifgebiete Küste und Bayern übernommen werden sollen. Die IG Metall wird in Übernahmeverhandlungen für die drei regionalen Tarifgebiete im Bezirk mit den jeweiligen Arbeitgeberverbänden treten. Damit sind Warnstreiks vorerst beendet.
(Pressemitteilung des IG Metall Bezirks Niedersachsen und Sachsen-Anhalt)