IG Metall Salzgitter-Peine
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23.04.2024, 10:04 Uhr

Stahlindustrie

Tarifrunde 2022: Wir wollen Prozente sehen für die Stahlindustrie

  • 01.04.2022
  • Aktuelles

In der Tarifrunde 2022 für die nordwestdeutsche Stahlindustrie wird eine Geldforderung im Fordergrund stehen. Das zeichnet sich nach der Sitzung der Tarifkommission ab. Zugleich findet die Tarifrunde unter erschwerten Bedingungen statt.

Etliche Mitglieder der Tarifkommission wiesen in der Sitzung darauf hin, wie die Stimmung in den Betrieben ist. „Eine Einmalzahlung lehnen die Kolleginnen und Kollegen ab“, sagte zum Beispiel Kirstin Zeidler von Thyssenkrupp Steel Europe in Dortmund. „Eine prozentuale Erhöhung ist ein Muss“, ergänzte Wolfgang Lorenz von Salzgitter Mannesmann Grobblech Mülheim an der Ruhr.

Auch für Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW, ist klar: Dieses Mal müssen Prozente her. „Die letzte tabellenwirksame Erhöhung gab es im Jahr 2019“, betonte er. Der Tarifabschluss 2021 mit einer Corona-Prämie und einer wiederkehrenden Zahlung von 600 Euro war zum damaligen Pandemiezeitpunkt wichtig. „Die Lage ist zwar schwierig, aber unsere Mitglieder haben berechtigte Interessen.“ Giesler versicherte: „Die IG Metall wird dafür sorgen, dass diese Interessen Gehör finden. Es geht darum, Kaufkraft zu sichern.“

Dem Bezirksleiter und den IG Metall-Aktiven in der Stahlbranche ist aber auch klar: Diese Tarifrunde wird keine gewöhnliche. Die Situation in den Betrieben ist gekennzeichnet von hoher Unsicherheit durch den Krieg in der Ukraine. Die Kosten der Unternehmen zum Beispiel für Energie sind seit Kriegsbeginn regelrecht explodiert. Dazu haben viele Unternehmen das Problem, dass die Automobilindustrie die Bestellungen derzeit nicht abnimmt.

Zugleich sind auch die Beschäftigten von steigenden Preisen betroffen. „Unsere Mitglieder merken die Inflation morgens an der Tankstelle“, sagte Knut Giesler. Der Bezirksleiter betonte aber auch: „Wir können eine galoppierende Inflation aufgrund eines Krieges nicht mit den Mitteln der Tarifpolitik in den Griff bekommen.“ Er begrüßte, dass die Bundesregierung mittlerweile Entlastungen beschlossen hat. „Das hilft uns.“ Die IG Metall hatte schon früh darauf gedrängt, dass die Politik reagiert. „Wir haben bereits zu Beginn des Jahres auf die Politik eingewirkt. Schon zu diesem Zeitpunkt waren die Strom- und Gaspreise eine Herausforderung für unsere Beschäftigten.“

IG Metall-Konjunkturexperte Uwe Fink zeichnete ein gemischtes Bild von der wirtschaftlichen Lage in der Branche. „Die Auftragslage liegt stabil auf hohem Niveau“, erklärte er. „Es gab einen Einbruch, aber keinen Absturz.“ Alles in allem ist die Lage jedoch geprägt „von einem unkalkulierbaren Risiko aufgrund des Krieges“. Ähnlich sehen das die Aktiven in den Betrieben.„Wir haben 2021 ein Rekordergebnis eingefahren“, berichtete Hasim Cantürk von Outokumpu Nirosta in Krefeld. „Wir wissen aber auch: Schon morgen kann alles anders sein.“

Unterm Strich sieht die Tarifkommission Platz für eine vernünftige prozentuale Erhöhung. Sie werde sicher nicht astronomisch ausfallen, erklärte Bezirksleiter Knut Giesler. „Es gibt aber auch keinen Grund, dass wir uns verstecken.“ Und sollte sich die Lage drastisch ändern, „werden wir darauf reagieren“.

Wie hoch die Forderung der IG Metall für die Stahlbranche ausfällt, ist noch unklar. Über die Höhe wird jetzt in den Betrieben diskutiert, ehe die Forderung am 26. April beschlossen wird. Einstimmig kündigte die Tarifkommission die noch geltenden Tarifverträge mit den Arbeitgebern – um Platz zu machen für einen neuen Abschluss. Dieses Mal einen mit Prozenten.


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