IG Metall Salzgitter-Peine
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29.03.2024, 07:03 Uhr

Alstom Transport Deutschland GmbH

Verlagerungsabsichten führen zur angespannten Situation bei ALSTOM in Salzgitter

  • 08.02.2022
  • Aktuelles

Am kommenden Freitag den 11. Februar ist der Betriebsrat von der Unternehmensleitung der Alstom Gruppe Deutschland in Berlin zu dem Thema Verlagerung von Fertigungsvolumen nach Wroclaw eingeladen.

Wie schon in der vergangenen Woche der Presse zu entnehmen war, plant der Alstom Konzern gegen einen geltenden Standortsicherungstarifvertrag die Verlagerung eines Auftrages nach Polen. Dieser ist für die Auslastung der Rohbaufertigung von Wagenkästen am Standort Salzgitter sehr wichtig. Die bis 2025 mit dem Konzern abgeschlossene Standortsicherung umfasst sämtliche heutigen Bereiche des Standortes Salzgitter, darunter auch den Wagenkastenrohbau.

Betriebsratsvorsitzender Baki Erkoc sagt dazu:
„Die Beschäftigten haben seit Anfang 2020 die Verträge eingehalten und bringen ihre Leistung ein für ihre Arbeitsplatzgarantie und die Wettbewerbsfähigkeit der Alstom Transport Deutschland GmbH. Mit den verbesserten Stundensätzen hat ALSTOM Angebote gewonnen und der gewonnene Auftrag für Norwegen ist ein wichtiger Bestandteil der Auslastung in den kommenden Jahren. Deshalb erwarten wir die Einhaltung der vom Unternehmen unterschriebenen Verträge, um die Beschäftigung sicherzustellen. Wenn Alstom weiterhin an den Verlagerungsabsichten festhält, werden wir alle uns zur Verfügung stehenden Mittel anwenden, bis die geschlossenen Verträge eingehalten werden.“

Zurzeit gibt es drei verschiedene Arten von Rohbau in Salzgitter: Stahl, Edelstahl und Aluminium. Die Produkte dieser Fertigung laufen alle in diesem Jahr aus und, wie uns von der Geschäftsführung mitgeteilt wurde, sind keine weiteren Aufträge in nächster Zeit zu erwarten. Einzig der Auftrag NT77 mit seinem Stahlrohbau ist ein fester Auftrag für die Fertigung.

Die von Alstom jetzt ins Spiel gebrachte „erweiterte Aluminiumfertigung“ ist dem Betriebsrat nicht bekannt. Im Gegenteil - die neuen Doppelstockzüge werden zum großen Teil in Polen gefertigt und in Salzgitter bleibt nur ein Teil des Wagenkastenaufbaus mit anschließender Farbgebung. Zurzeit sind 183 Beschäftigte im Bereich Rohbau und Farbgebung eingesetzt, mit den neuen Plänen wird nur noch ein Bruchteil der Beschäftigten weiterhin in diesen Bereichen einen Arbeitsplatz behalten können. Des Weiteren droht auch die Schließung der Drehgestellfertigung. Hier sind derzeitig 88 Beschäftigte eingesetzt, deren Zukunft dadurch ungewiss ist. Auch dieser Bereich wird durch die Standortsicherung erfasst.

Auslöser für die Verhandlungen über eine Standortsicherung waren die schlechter werdende Wettbewerbsfähigkeit, weil neue Marktteilnehmer auf den Markt drängten (Skoda, CAF, CRRC). Um aus dieser Situation herauszukommen, haben der Betriebsrat, die IG Metall und die Geschäftsführung der Alstom Transport Deutschland GmbH in 18-monatigen Verhandlungen einen Standortsicherungstarifvertrag erarbeitet. In diesem wurde ein Programm zur Senkung der Stundensätze vereinbart, bei dem auch Verzichte der Beschäftigten auf Entgeltbestandteile, beteiligt sind. Als Gegenleistung wurden dafür Garantien vereinbart, u.a. dass die mit den gesenkten Stundensätzen gewonnenen Aufträge in Salzgitter gefertigt werden müssen.

Der Lohnverzicht der Beschäftigten, um einen wettbewerbsfähigen Stundensatz zu erreichen, hat tatsächlich erfolgreich zum Gewinn von Aufträgen geführt. Das französische Unternehmen erkennt aber die geschlossenen Verträge mit Beschäftigten und IG Metall nicht an und verlagert aus angeblichen Kostengründen die Fertigung dieses wichtigen garantierten Auftrages ins vermeintlich günstigere osteuropäische Ausland. Dies scheint eine neue Strategie des Konzerns zu sein, die noch weitere Verlagerungen in sogenannte Best Cost Länder beinhaltet und auch die Bereiche Engineering, Finance, HR und Einkauf einschließt, während in den Ländern in Mittel- und Westeuropa, aus denen die Aufträge kommen, nur noch Endmontage und Inbetriebsetzung stattfinden.

Die Beschäftigten der Alstom Transport Deutschland GmbH haben ihren Teil der Vereinbarung eingehalten. Der Betriebsrat verlangt nun zu Recht auch die Einhaltung der Zusagen des Alstom Konzerns und die Absicherung der Beschäftigung.

Stellvertretender Gesamtbetriebsratsvorsitzender Stefan Lüer sagt dazu „Die Nichteinhaltung von Verträgen ist ein noch nie dagewesener Vertrauensbruch, der schwer auf den kommenden Gesprächen aller Standorte der Alstom Gruppe Deutschland lasten wird. Hier hat Alstom nach dem Kauf von Bombardier einen Personalabbau von ca. 1300 Beschäftigten in Deutschland angekündigt und will Gespräche aufnehmen, um die gleichen Effekte zu erzielen wie seinerzeit in Salzgitter. Mit solch einem Vertrauensbruch in Salzgitter werden die Gespräche auf Gesamtbetriebsratsebene deutlich schwieriger werden, als wir es bisher schon erwartet haben.“


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