Die Nacht vom 28. auf den 29. Oktober war ein erster Vorgeschmack für die Arbeitgeberseite in der Metall- und Elektroindustrie: Tausende Beschäftigte legten in Nacht- und Frühschichten die Arbeit nieder. So exemplarisch unter anderem bei Clarios in Hannover (200 Teilnehmende) oder bei KSM Castings in Hildesheim (400 Teilnehmende). Auch in Osnabrück vor den Toren des dortigen VW-Werkes, welches Teil der Metall- und Elektroindustrie ist, protestierten mehr als 200 Beschäftigte. Das Ende der Friedenspflicht hat den Weg für sie frei, das Verhalten der Arbeitgeber am Verhandlungstisch hat sie notwendig gemacht: Warnstreiks! Zehntausende Beschäftigte werden folgen, sollte die Arbeitgeberseite in der Tarifrunde 2024 nicht einlenken und ein tragfähiges Angebot präsentieren.
Am Dienstagvormittag begann im Tarifgebiet Niedersachsen die dritte Verhandlungsrunde. Nachdem acht Tage zuvor die Verbandsvertreter von NiedersachsenMetall noch ein mageres Angebot mit minimalen Entgeltsteigerungen präsentiert hatten, forderte die IG Metall massive Nachbesserungen. In der laufenden Tarifrunde fordert die IG Metall 7 Prozent mehr Geld sowie 170 Euro für die Auszubildenden. Ohne einen Millimeter Bewegung der Arbeitgeber ging die dritte Zusammenkunft bereits nach halbstündiger Verhandlung ergebnislos zu Ende, denn die Gegenseite der IG Metall sah sich nicht in der Lage, ihr bekanntes Angebot anzupassen.
Weiterhin bietet der Arbeitgeberverband nur 1,7 Prozent Entgeltsteigerung zum 1. Juli 2025 und 1,9 Prozent zum 1. Juli 2026 – das alles bei einer Tarifvertragslaufzeit von 27 Monaten. Konsens besteht, dass die Ausbildungsvergütungen überproportional steigen müssen – während die Gewerkschaft dies mit einer Forderung von 170 Euro konkret beziffert, bleibt die Arbeitgeberseite vage und ungenau. Zu einer sozialen Komponente, die die IG Metall im Tarifergebnis für die unteren Entgeltgruppen verankert wissen möchte, äußerte sich der Arbeitgeberverband weiterhin nicht.
„Wir können nicht bis zum Sankt Nimmerleinstag verhandeln, daher werden wir die Warnstreiks nun im ganzen Land ausrollen und die Intensität nochmals spürbar steigern. Das wird die Betriebe schmerzen, aber scheinbar ist dies notwendig, damit wir am Verhandlungstisch zu schnelleren und besseren Lösungen im Sinne der Beschäftigten kommen. Gerne kann die Chefetage, in der die Produktion dann ruht, den Hörer in die Hand nehmen und den Arbeitgeberverband anrufen, denn: Wie lange der Konflikt dauern muss, das liegt doch daran, wie schnell substanzielle Nachbesserungen am Arbeitgeber-Angebot kommen!“, erklärt IG Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger und fügt an: „Jetzt folgen zunächst Warnstreikaktionen für wenige Stunden oder Frühschlussaktionen. Die Verbandsseite ist gut beraten, die Warnzeichen zu erkennen. Unsere Klaviatur hält nämlich noch andere, rauere Töne bereit!“
Eine vierte Verhandlungsrunde zwischen IG Metall und NiedersachsenMetall ist zunächst nicht terminiert worden – sollten die Arbeitgeber sich zu einem tragfähigen Angebot durchringen, steht die IG Metall zu weiteren Verhandlungen bereit. In den weiteren Tarifgebieten des IG Metall-Bezirks wird in den kommenden Tagen zum dritten Mal verhandelt: In Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim kommen die Tarifvertragsparteien am 4. November erneut zusammen, in Sachsen-Anhalt findet die dritte Verhandlung am 5. November statt.
(Pressemitteilung des IG Metall Bezirks Niedersachsen und Sachsen-Anhalt)