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28.03.2024, 19:03 Uhr

Konzern Jugend- und Auszubildendenvertretung der Salzgitter AG bezieht Stellung zu Prüfungen in Corona Zeiten

Prüfungen erfolgreich meistern

  • 21.04.2021
  • Aktuelles, Salzgitter AG, Jugend

Die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen sorgen nicht nur an allgemeinbildenden Schulen für Schwierigkeiten. Auch die duale Berufsausbildung steht vor großen Herausforderungen, Auszubildende und dual Studierende im ungewohnten „Homeschooling“ fachlich zu qualifizieren und auf die Prüfungen vorzubereiten.

Fotos: Heiko Stumpe und IG Metall

Auf aktuelle Problemstellungen hat die „Konzern Jugend- und Auszubildenden-Vertretung“ (KJAV) der Salzgitter AG in einem Positionspapier hingewiesen. So sei auf die schwierige Situation in den jeweiligen Kammerbezirken der IHK / HWK sehr spät oder gar nicht reagiert worden, um die Teilabschlussprüfungen und Zwischenprüfungen im Frühjahr zusätzlich vorzubereiten und der Ausnahmesituation in der Durchführung Rechnung zu tragen.

„Vielleicht sind viele Auszubildenden und Studierenden in ihren Prüfungen im März noch „mit einem blauen Auge davongekommen“, sagt Jill Höwing, JAV-Vorsitzende der Salzgitter Flachstahl. „Die Verunsicherung und der Druck waren im Vorfeld bei den Jugendlichen extrem hoch und belastend. Hier hätten die Kammern und die Berufsschulen früher Hilfestellungen für die Prüflinge organisieren müssen.“

Schließlich sei es in den Berufsschulen im vergangenen Jahr zu einem massiven Ausfall von Unterricht gekommen, was teilweise zu Lücken im Theorieunterricht geführt hat. Diese müssten oftmals durch Selbstlektüre gefüllt werden, was für sehr junge oder lernschwache Auszubildende eine schwierige Situation darstellen kann.

„Die meisten Azubis aus dem ersten und zweiten Ausbildungsjahr haben einen großen Teil ihrer Ausbildung nicht in Berufsschule und Betrieb verbracht. Selbstverständlich entstehen hier strukturelle Defizite, wenn die persönliche Bindung und Begleitung durch Ausbildungspersonal, Lehrkräfte und die Belegschaft wegfallen“, meint Yunus Emre Karaca, JAV-Vorsitzender der Peiner Träger GmbH.

Zudem hänge die Qualität des Fernunterrichts der Berufsschule stark von den pädagogisch-didaktischen Kenntnissen und der technischen Ausstattung der Lehrkräfte ab. Auch wenn sich diese engagiert und aufopferungsvoll um ihre Klassen kümmern, für das „Lehren über den Bildschirm“ wurden die meisten nicht ausgebildet. Daher würde die Qualität, Struktur und Vermittlung der Inhalte extrem variieren und selten das Niveau der Vorjahre erreichen.

Unterschiede zeigen sich auch in der betrieblichen Praxis. Auch hier sind vielerorts Lehrgänge ausgefallen oder wurden im Umfang reduziert. Zudem haben Unterweisungen und Lernzielkontrollen teilweise seltener oder verkürzt stattgefunden. Bei Quarantäne-Fällen ist das Ausbildungspersonal teils wochenlang nicht erreichbar gewesen, um beispielsweise die Vorbereitung auf die Prüfungen zu begleiten.

„Unsere betrieblichen Ausbilderinnen und Ausbilder haben vorbildlich versucht, die Wissenslücken aus der Berufsschule und Abwesenheit im Betrieb mit einer engen Begleitung auszugleichen. Aber auch sie stoßen in dieser beispielslosen Ausnahmesituation natürlich an ihre Grenzen, wenn ihre Auszubildenden teils wochenlang nicht im Betrieb waren“ meint Maurice Jordan, Jugend- und Auszubildendenvertreter von der KHS GmbH aus Dortmund.

Daher hatten die Jugend- und Auszubildendenvertretungen auf externe Unterstützung der Kammern gehofft. Die IHK / HWK hätte zusätzliche (Online-) Kurse, Videos oder Foren anbieten und alte Prüfungen mit Erläuterungen von Lösungswegen zur Verfügung stellen sollen. Dabei sollten Prüfungsvorbereitung und -durchführung in kleineren Gruppen stattfinden, verteilt auf mehrere Termine.

„Solange eine Durchführung rechtlich und sicher möglich ist, sollte Präsenzunterricht unter Schutzmaßnahmen abgesichert sein. Vor den praktischen Prüfungen sollten Corona-Schnelltests durchgeführt werden, damit in sicheren Konstellationen die - dann störende - Maske abgenommen werden kann und unsere Kolleginnen und Kollegen in den Prüfungsausschüssen besser geschützt sind“, sagt Tim André Trittel, Jugendvertreter der Mannesmann Precision Tubes GmbH aus Hamm.

In dem Positionspapier fordert die KJAV zudem von den Kammern, dass bei Theorieprüfungen eine halbe Stunde mehr Zeit eingeräumt werden sollte und auch die Pausenzeiten zum Lüften und Luft holen ausgedehnt werden sollten. Außerdem sollten für definierte Corona-Jahrgänge die Auswahlmöglichkeiten für gebundene Fragen erhöht werden, um den Ausfall von Lerninhalten durch mehr Wahlfreiheit zu begegnen.  Perspektivisch müssen Schul- und Ausbildungspersonal fachlich-didaktisch auf das „Distanzlernen“ geschult und technisch bestmöglich ausgestattet werden. Auch für ihre Berufsanfänger fordert die KJAV mobile Endgeräte mit der notwendigen Software.

„Manche Azubis und Studierende haben am Online-Unterricht notgedrungen über ihr Smartphone teilnehmen müssen, weil kein funktionsfähiges Notebook im Haushalt zur Verfügung stand. Wir sprechen ständig von einer „Digitalen Berufsausbildung 4.0“, dann müssen die Jugendlichen auch über die technischen Voraussetzungen verfügen“, meint Zeynep Cimen, Jugend- und Auszubildendenvertreterin von der Ilsenburger Grobblech GmbH.

In der KJAV der Salzgitter AG organisieren sich bundesweit die Jugend- und Auszubildendenvertretungen der einzelnen deutschen Konzern-Betriebe, von Hamburg bis zum Bodensee. Sie trifft sich in der Regel vier Mal im Jahr in Salzgitter, um einheitliche Standards in der Berufsausbildung zu diskutieren und anzustreben. Ihre Mitglieder vertreten rund 1.500 Jugendliche in Ausbildung, Studium und Einstiegsqualifizierung.

„Die Positionen der KJAV lassen sich auf alle anderen Auszubildenden und Dual Studierenden übertragen. In jedem Betrieb und jeder Berufsschule hat Corona für Ausnahmesituationen gesorgt. Daher ist es notwendig, spätestens jetzt Hilfestellungen für die Berufsanfänger zu diskutieren, um die Sommer- und Winter-Prüfungen bestmöglich vorzubereiten“, sagt Jan Laging von der IG Metall Salzgitter-Peine.


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