IG Metall Salzgitter-Peine
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19.05.2024, 21:05 Uhr

Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie

Bilanz der IG Metall in der ersten Warnstreikwoche: »Es brodelt in den Betrieben«

  • 06.11.2022
  • Aktuelles

Salzgitter/ Peine – In der ersten Warnstreikwoche in der Metall- und Elektroindustrie haben rund 3.550 Metallerinnen und Metaller in Salzgitter und Peine ihre Arbeit niedergelegt. „Es brodelt in den Betrieben“, erklärt Brigitte Runge, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Salzgitter-Peine heute bei MAN. „Der Frust und der Zorn über die Lohnblockade der Unternehmen ist gewaltig.

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 In den weiteren Verhandlungen müssen die Arbeitgeber endlich deutlich dauerhafte Lohnerhöhungen anbieten. Klar ist: Ohne ein erheblich verbessertes Angebot wird die IG Metall die Warnstreiks verschärfen.“

Wegen des Reformationstages am Montag waren die Beschäftigten am Dienstag in die Warnstreiks gestartet. Sie fordern eine Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen um acht Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Arbeitgeber hingegen bieten eine Einmalzahlung von 3.000 Euro bei einer Laufzeit von 30 Monaten. Erhöhung der Monatslöhne stellen die Arbeitgeber nur vage in Aussicht, nennen aber keine Prozente. Zudem wollen sie Sonderzahlungen je nach Kassenlage in einzelnen Betrieben kürzen können.

Brigitte Runge erläuterte vor 1.343 Beschäftigten in der Früh-, Normal-, Spät- und Nachtschicht bei MAN: „Die von den Arbeitgebern angebotene Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro für 30 Monate ist viel zu mager: 3.000 Euro auf 30 Monate gerechnet sind 1.200 Euro im Jahr oder 100 Euro im Monat zusätzlich. Auf das durchschnittliche Entgelt in der Metall- und Elektroindustrie umgerechnet, sind das etwas mehr als 2 Prozent mehr Geld im Jahr. Viel zu wenig bei der aktuellen Inflation von über 10 Prozent. Die Folge wären massive Reallohn- und Kaufkraftverluste.“

Außerdem erklärte Runge: „Die rechnerisch 100 Euro mehr im Monat kommen nicht dauerhaft auf die in den Tariftabellen der Metall- und Elektroindustrie festgeschriebenen Monatsentgelte drauf, sondern sind nach Ablauf der 30 Monate wieder weg. Das heißt: Ab Mai 2025 hätten alle wieder genauso wenig Geld wie jetzt. Nicht nur das Monatsentgelt, sondern auch die mittlerweile vier jährlichen tariflichen Sonderzahlungen in der Metall- und Elektroindustrie – wie das Transformationsgeld, Urlaubsgeld, die Tarifliche Zusatzvergütung und das Weihnachtsgeld – würden auf dem jetzigen Stand stehen bleiben, da sie prozentual an das Monatsentgelt gekoppelt sind.“

„Völlig unakzeptabel und auch volkswirtschaftlich unverantwortlich“, meint Gewerkschaftssekretärin Yasmin Rosenau vor 121 Beschäftigten bei Meyer (insgesamt 174 Beschäftigte) in Salzgitter Bad: „Die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts ist zu mehr als 60 Prozent vom privaten Konsum und unserer Kaufkraft abhängig. Wir brauchen eine prozentuale Entgelterhöhung um 8 Prozent, damit die Beschäftigten kombiniert mit den Entlastungspaketen der Politik die enormen Kostensteigerungen bezahlen können“, begründet Rosenau die Forderung der IG Metall.

„Aus unserer Sicht ist das Angebot der Arbeitgeber eine Provokation“, betonte auch Stefan Riesner, Betriebsratsvorsitzender von Meyer: „Auf unsere Forderung nach einer dauerhaften Tariferhöhung um 8 Prozent sind die Arbeitgeber überhaupt nicht eingegangen. Dabei hatten sie seit Juli vier Monate Zeit, sich damit auseinanderzusetzen. Seit dem 12. September laufen die Verhandlungen. Doch die Arbeitgeber haben die komplette Friedenspflicht verstreichen lassen und uns Wochen lang hingehalten. Dabei ist die Friedenspflicht in der Metall- und Elektroindustrie besonders lang.

1979 hat die IG Metall mit den Arbeitgebern ein Schieds- und Schlichtungsabkommen vereinbart, das die Friedenspflicht um vier Wochen nach Auslaufen der Tarifverträge (am 30. September 2022) verlängert (bis zum 28. Oktober) – eben um die Chance auf eine friedliche Einigung zu erhöhen. Doch die Arbeitgeber pfeifen darauf und missbrauchen die längere Friedenspflicht, um zu taktieren und auf Zeit zu spielen.

Riesner meint: „Offenbar haben die Arbeitgeber kein Interesse an einer vernünftigen, friedlichen Lösung. Deshalb haben die Tarifkommissionen der IG Metall Warnstreiks beschlossen. Sollten die Arbeitgeber ihr Angebot nicht deutlich nachbessern, hat die IG Metall weitere Eskalationsstufen zur Erhöhung des Drucks in Planung: 24-Stunden-Warnstreiks und Urabstimmungen über unbefristete Streiks werden unsere Antwort sein.“


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