IG Metall Salzgitter-Peine
https://www.igmetall-salzgitter-peine.de/aktuelles/meldung/ig-metall-mitglieder-stimmten-mit-905-prozent-fuer-zukunftstarifvertrag-bei-man/
26.04.2024, 23:04 Uhr

Neuer Tarifvertrag abgeschlossen

IG Metall-Mitglieder stimmten mit 90,5 Prozent für Zukunftstarifvertrag bei MAN

  • 26.01.2022
  • Aktuelles

Salzgitter – Aufgrund von Konjunkturproblemen hat MAN Truck & Bus in 2020 das Sanierungsprogramm „Future Lion“ mit weitreichenden Entscheidungen verabschiedet. Ursprünglich sollten 9.500 Beschäftigte an allen Standorten abgebaut werden. Daraufhin engagierten sich, neben der Gewerkschaft IG Metall, Politiker, wie Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil und führende Arbeitnehmervertreter von Volkswagen, um die Beschäftigten bei MAN zu halten.

V.l.n.r: Brigitte Runge, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Salzgitter-Peine und Elke Behmer-Geisler, Betriebsratsvorsitzende bei MAN in Salzgitter

Am Ende der Verhandlungen verständigten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf den Abbau von knapp 3.500 Arbeitsplätzen. Weitere Umstrukturierungen des Unternehmens mit gravierenden Folgen wurden zudem in einem Unternehmenssozialplan vereinbart, der alle Standorte betraf. Hinzu kam der Verkauf des Traditionsstandortes Steyr in Österreich.

Um größtmöglichen Schaden von den Beschäftigten der MAN abzuwenden, haben IG Metall, Betriebsrat und der Vorstand der MAN im Dezember 2021 einen Zukunftstarifvertrag für den Standort in Salzgitter verhandelt. Als einziger Hybridstandort der MAN wird in diesem Zukunftstarifvertrag beschrieben, wie die Arbeit in Produktion und Logistik für die Zukunft im Konzernverbund organisiert werden kann: Langfristig technologisch hochwertige und kundenrelevante Komponenten sollen wettbewerbsfähig gefertigt, montiert und kommissioniert werden. Weiterhin soll der gesamte Prozess der Ersatzteillogistik in Salzgitter abgewickelt werden.

Der neue Tarifvertrag beinhaltet ebenfalls Personalinstrumente zur Umstrukturierung des Unternehmens und zur Reduzierung des Personals. Dabei sind sich die Betriebsparteien einig, dass Wirtschaftlichkeit und die Beschäftigung von 1.900 direkten und indirekten unbefristeten Stammmitarbeitern am Standort Salzgitter gleichwertige Ziele sind. Verlagerungen und Effizienzsteigerungen sind jedoch notwendig, um die Beschäftigungssicherung aufrechtzuhalten. Hiervon betroffen ist sowohl die spanlose als auch spanende Fertigung, wie auch die Getriebeaufbereitung und Verwaltungs-, Planungs- Qualitäts- und Instandhaltungsbereiche. Für die von der Anpassung betroffenen Mitarbeiter werden Arbeitsplätze zur Weiterbeschäftigung am Standort Salzgitter geschaffen und angeboten. Darüber hinaus wurden weitreichende Verabredungen getroffen, um das Unternehmen für die Zukunft fit zu machen, indem Strukturen themenbezogen aufgebaut, verschlankt und stärker standortübergreifend zusammengearbeitet wird – ohne die Eigenständigkeit des Standortes Salzgitter in Frage zu stellen.

Darüber hinaus überprüft zukünftig eine Task Force sorgsam alle Zukunftsthemen, ordnet diese wirtschaftlich ein und entscheidet über die Einführung von neuen Produkten. Dazu zählen auch Entwicklungen aus dem Bereich der alternativen Antriebe (E-Mobilität und Wasserstoff) und dem Geschäftsfeld der neuen Mobilitätskonzepte („Transport as a Service“). Mithilfe des Zukunftstarifvertrages soll der MAN-Standort in Salzgitter endlich zur Ruhe kommen, damit sich die Beschäftigten wieder den Themen der Zukunft widmen können, so das Ziel der Vereinbarung und Sinn der Task Force.

Mit der Umsetzung aller im Tarifvertrag enthaltenen Konzepte ist der MAN-Standort mit seinen Beschäftigten auch mit dem Auslaufen des Tarifvertrages im Dezember 2026 nachhaltig abgesichert, so die Industriegewerkschaft Metall. Nachdem die Tarifkommission der Gewerkschaft dem Tarifergebnis zu Beginn des Jahres zustimmte, wurden nun die Gewerkschaftsmitglieder aufgefordert, dem Zukunftstarifvertrag ebenfalls ihre Zustimmung zu geben. Dies geschah vor wenigen Tagen in einer digitalen Abstimmung. 90,5 Prozent der Beschäftigten der MAN in Salzgitter stimmten „für die Zukunft“ und stärkten ihrer Gewerkschaft somit dem Rücken.

„Mit dem neuen Tarifvertrag haben wir einmal mehr ein Zeichen für die Zukunft gesetzt“, sagt Brigitte Runge, Verhandlungsführerin und Zweite Bevollmächtigte der IG MetallSalzgitter-Peine. „Das Ergebnis der Abstimmung sagt ganz deutlich, dass die Kolleginnen und Kollegen aus Salzgitter ihrem Standort treu zur Seite stehen und alles tun werden, um hier die bestmögliche Aufstellung des Unternehmens für die Zukunft mitzugestalten. Auch die wirtschaftlichen Voraussetzungen, die das Unternehmen mit sich bringt – aufgrund der Anzahl an LKWs, die aktuell bestellt werden – sind hervorragend, um jetzt etwas bewegen zu können. Jetzt muss umgesetzt werden, was vereinbart wurde. Viel ist zu tun und wir werden die Arbeitgeber der MAN daran messen, den Standort Salzgitter mit 1.900 Stammbeschäftigten auszulasten.

Elke Behmer-Geisler, Betriebsratsvorsitzende bei MAN in Salzgitter erläutert: „Im Zukunftstarifvertrag wurde den Arbeitnehmern eine Beschäftigungssicherung zugesichert. Das Besondere ist: Diese Anzahl der 1.900 zugesicherten Beschäftigten darf bis zum Jahresende 2026 nicht unterschritten werden – so sieht es die Vertragslage vor. Das bedeutet: MAN muss unsere Kolleginnen und Kollegen am Standort Salzgitter mit Arbeit versorgen. Als Betriebsräte der IG Metall wird es unsere Aufgabe sein, dass diese Arbeitsplätze auch für die Zukunft, also nach 2026 gut aufgestellt sind und erhalten bleiben. Darum muss der Standort Salzgitter im Konzernverbund unbedingt an Themen wie alternativen Antrieben und neuen Mobilitätskonzepten beteiligt werden. Durch den neuen Zukunftstarifvertrag haben wir jetzt die Möglichkeit, die richtigen Konzepte aus Sicht von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern voranzutreiben. Wir müssen jetzt Gas geben, um die richtigen Themen zu setzen und bauen dabei auf eine starke Gewerkschaft, um die Transformation der Arbeitswelt in unserem Sinne bei MAN zu gestalten.“


Drucken Drucken