Seit Ende der Friedenspflicht haben sich bundesweit mehr als eine halbe Million Beschäftigte vor die Werkstore und Betriebe begeben, um ihrer Wut über die Arbeitgeberseite in der Tarifrunde 2022 der Metall- und Elektroindustrie Ausdruck zu verleihen.
Im IG Metall Bezirk Niedersachsen und Sachsen-Anhalt nahmen mehr als 30.000 Kolleginnen und Kollegen an über 300 betrieblichen Aktionen teil. Trotz des immer größer werdenden Drucks haben die Arbeitgeber in der vierten Verhandlungsrunde noch immer nicht den richtigen Kurs eingeschlagen, um zu dauerhaften und nachhaltigen Entgeltsteigerungen im Sinne der Belegschaften zu kommen. Dahingehend fanden am heutigen Tag in Niedersachsen große Warnstreikkundgebungen statt. So beispielsweise in Salzgitter - dort fanden sich rund 3.000 Warnstreikende zusammen. In Northeim legten rund 700 Kolleginnen und Kollegen die Arbeit nieder und beteiligten sich an einer Warnstreikaktion. In Aerzen nahmen fast 800 Beschäftigte an einer Kundgebung teil.
In der Industriestadt Salzgitter sprach IG Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger auf der Kreuzung der Metallerinnen und Metaller: „Über eine halbe Million Beschäftigte im Warnstreik bundesweit sind ein deutliches Zeichen an die Arbeitgeberseite. Die Stimmung in den Betrieben ist aufgeheizt, der Druck auf die Arbeitgeberverbände wächst. Es ist ganz deutlich erkennbar, dass die Beschäftigten entschlossen sind ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen!“ Nachdem der ersten Warnstreikwelle werde man nun eine härtere Gangart an den Tag legen: „Wir können noch eine deutliche Schippe drauflegen. Und das wird wohl nach der vierten, ergebnislosen Verhandlung mit den Arbeitgebern notwendig sein. 24-Stunden-Warnstreiks und Urabstimmung sind keine leeren Drohgebärden – die Arbeitgeber haben am 17. November im Südwesten nochmals eine letzte Chance. Wir wollen keinen eskalativen Konflikt, werden ihn – wenn notwendig – aber führen!“, so Gröger. Neben Kundgebungen in Salzgitter, Aerzen und Northeim finden in den nächsten Tagen auch weitere Großveranstaltungen statt, bei denen mehrere zehntausend Metallerinnen und Metaller auf der Straße zu erwarten sind.
„Die Arbeitgeber geben bisher ein miserables Bild in der laufenden Tarifrunde ab. In der Schule würde man klar attestieren: Arbeits- und Sozialverhalten, ungenügend und unnötig provozierend. Setzen, 6!“, so der Metaller: „Mehr und mehr zementiert sich der Eindruck, dass die Arbeitgeber auf Zeit spielen und die Tarifrunde ins nächste Jahr verschleppen wollen. Das werden wir nicht zulassen und zur Not mit allen Mitteln der Tarifpolitik die Arbeitgeber zu nachhaltigen Lösungen bewegen.“