Ohne Fortschritte gingen IG Metall und der Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall nach der zweiten Verhandlungsrunde der Metall- und Elektroindustrie auseinander. Bereits nach 35 Minuten endete die Zusammenkunft der Tarifvertragsparteien, nachdem sich die Arbeitgeberseite nicht bereit zeigte, ein Angebot zu präsentieren.
„Dass die Verhandlungen zäh werden, war im Vorfeld der Tarifrunde klar. Dennoch grenzt es an Arbeitsverweigerung, dass die Arbeitgeber weiterhin nicht bereit sind ein Angebot zu präsentieren und in einen konstruktiven Verhandlungsprozess einzusteigen. Wir können sinnvolleres mit unserer Zeit anfangen als uns die leeren Hände der Arbeitgeber anzuschauen. Statt Lösungen zu präsentieren, wie die Beschäftigten mit den exorbitanten Preissteigerungen zurechtkommen sollen, stehlen sich die Unternehmer aus der Verantwortung und delegieren diese an die Arbeitnehmer! Das ist doch ein klares Signal an alle Beschäftigten: Eure Arbeitgeber wollen die Last der Inflation auf euren Rücken abwälzen!“, zeigt sich Thorsten Gröger, IG Metall-Bezirksleiter und Verhandlungsführer der Gewerkschaft in der laufenden Tarifrunde, nach der Verhandlung sichtlich verärgert.
„Wir haben den Arbeitgeber einen weiteren Verhandlungstermin in der nächsten Woche vorgeschlagen, um uns endlich am Verhandlungstisch ein Angebot zu präsentieren. Dies wurde allerdings deutlich abgelehnt. Statt an Lösungen zu arbeiten, sitzen die Arbeitgeber bislang am Spielfeldrand und verweigern eine aktive Mitarbeit an der Lösung der Probleme in der aktuellen Tarifrunde – damit werden sie in keiner Weise ihrer Verantwortung als Tarifvertragspartei gerecht.“, so der Metaller weiter. In Interviews poltern die Arbeitgeber und fordern eine Arbeitszeiterhöhung – „in Verhandlungen jonglieren sie mit Worthülsen wie Flexibilisierung, Variabilisierung und Dynamisierung. Wie die Beschäftigten mit den real sinkenden Einkommen klarkommen sollen, darauf liefern sie nicht mal den Hauch einer Antwort. Die Arbeitgeber manifestieren ihre Mauer des Schweigens. Wir werden nicht akzeptieren, die Verhandlungen auf die lange Bank zu schieben!“, führt Gröger aus.
Während sich die Arbeitgeber offensichtlich in einer Art Weigerungstreik – so der Eindruck aus den zwei Verhandlungen – befänden, weist der Verhandlungsführer der IG Metall auf das Auslaufen der Friedenspflicht hin: „Ab Mitternacht (00:01 Uhr) sind am 29. Oktober Warnstreiks nun sehr wahrscheinlich. Dies ist keine Ultima Ratio, sondern erscheint inzwischen als zwingend notwendiges Mittel, um die Arbeitgeber am Verhandlungstisch zu einer Regung zu bewegen. Die Probleme der Beschäftigten müssen jetzt gelöst werden, ein weiteres Taktieren und Zeitspiel werden wir nicht dulden. Die Kolleginnen und Kollegen sind bereit auf die Barrikaden zu gehen: Wie lange und wie intensiv der Tarifkonflikt werden muss, liegt in den Händen der Arbeitgeber. Wir werden uns jedenfalls entsprechend vorbereiten. Unsere Forderung nach einer tabellenwirksamen Entgeltsteigerung ist hinlänglich bekannt. Sie haben nun noch eine letzte Chance sich damit auseinanderzusetzen, sonst gibt es einen lauten, sichtbaren und insbesondere spürbaren Ausstand in der Fläche!“