Der Tarifkampf in der nordwestdeutschen Stahlindustrie spitzt sich zu: Auch die dritte Runde der Verhandlungen brachte kein Ergebnis. Enttäuscht verließen die Mitglieder der IG Metall-Verhandlungskommission am Freitagabend den Verhandlungstisch. Die Arbeitgeber hatten nach stundenlangem Ringen ihr Angebot aktualisiert: Sie bieten jetzt 4,7 Prozent bei einer Laufzeit von 21 Monaten. „Das ist vorne zu niedrig und hinten zu lang“, sagte Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW. „Dieses Angebot ist zu weit von unserer Forderung entfernt, als dass wir heute zu einem Ergebnis hätten kommen können.“ Die IG Metall fordert 8,2
Prozent auf 12 Monate.

Jetzt legt die IG Metall im Arbeitskampf noch eine Schippe drauf: Die Tarifkommission hat am Samstagmorgen weitere Warnstreiks beschlossen. „Wir erhöhen jetzt den Druck noch einmal deutlich“, erklärte Bezirksleiter Knut Giesler. Am Montag legen bundesweit Beschäftigte an Stahlstandorten die Arbeit nieder. „Und wir rufen die Kolleginnen und Kollegen auf: Macht mit!“,
sagte Giesler. „Wir brauchen jetzt die volle Unterstützung aus den Betrieben, damit sich die Arbeitgeber bewegen.“

Seit Ende der Friedenspflicht haben sich 16.000 Stahlbeschäftigte an den Warnstreiks beteiligt. Vielerorts standen die Anlagen still. Das schmerzt die Unternehmen, denn derzeit verdienen die Stahlunternehmen richtig gutes Geld – die Preise für Stahl erreichen Rekordniveau.
„Die Warnstreiks haben den Arbeitgebern richtig weh getan“, erklärte Giesler. „Jetzt werden wir ihnen weitere Nadelstiche versetzen.“

In den Betrieben ist die Kampfbereitschaft groß, berichten die Mitglieder der Tarifkommission.
„Wir werden das Werk am Montag lahmlegen“, kündigte Klaus Wittig an, Vertrauenskörperleiter
bei Thyssenkrupp in Duisburg. „Wir geben am Montag Vollgas“, sagt Nils Knierim, Vertrauenskörperleiter bei Salzgitter Flachstahl, „das ist unsere Antwort auf die Provokation der Arbeitgeber.“

Am Dienstag gehen die Verhandlungen in die vierte Runde. Bezirksleiter Knut Giesler: „Dann entscheidet sich, ob wir ein Ergebnis erzielen – oder ob wir in die Urabstimmun gehen.

SO GEHT ES WEITER

- Montag, 13. Juni 2022: Bundesweite Warnstreiks
- Dienstag, 14. Juni 2022: Vierte Verhandlungsrunde mit den Arbeitgebern – top oder Flop?