IG Metall Salzgitter-Peine
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05.05.2024, 19:05 Uhr

Tarifrunde Stahl

Erste Warnstreiks nach Ende der Friedenspflicht in der Tarifrunde der Eisen- und Stahlindustrie

  • 01.12.2023
  • Aktuelles

In der Nacht von Donnerstag, 30. November, auf Freitag, 01. Dezember, läuteten die Beschäftigten der nordwestdeutschen Eisen- und Stahlindustrie die heiße Phase der Tarifrunde ein. Zum Warnstreik hatte die IG Metall Salzgitter-Peine 400 Beschäftigte der Salzgitter Flachstahl GmbH, Verkehrsbetriebe Peine-Salzgitter, Salzgitter Europlatinen GmbH und Falk Salzgitter Bauelemente aufgerufen.

Fotos: Rudi Karliczek und IG Metall

Die IG Metall fordert für die Kolleginnen und Kollegen in der nordwestdeutschen Eisen- und Stahlindustrie eine Erhöhung der Monatsentgelte um 8,5 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten sowie eine 32-Stunden-Woche bei vollen Lohnausgleich. Darüber hinaus sollen die Tarifverträge zur Altersteilzeit, über den Einsatz von Werkverträgen und zur Beschäftigungssicherung verlängert werden, einschließlich der Übernahme der Auszubildenden. Die Arbeitgeber hatten in den zwei vergangenen Verhandlungen eine Entgelterhöhung von 3,1 Prozent für 15 Monate angeboten. Zum Thema Arbeitszeit gab es bis jetzt in den Verhandlungen von Seiten der Arbeitgeber nur Ablehnung. 

Matthias Wilhelm, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Salzgitter-Peine: „Die Beschäftigten erwarten völlig zu Recht einen Ausgleich für die rasant gestiegenen Lebenshaltungskosten und eine deutliche und dauerhafte Erhöhung der Einkommen. Das Angebot spiegelt die ungewöhnliche Belastung der Beschäftigten durch die hohe Inflation nicht angemessen wider und ist völlig unzureichend. Zum Thema Arbeitszeit kam bis jetzt nichts. Das ist inakzeptabel. Denn sie bietet Beschäftigungssicherheit für die Zukunft. Dieser Verantwortung müssen sich die Arbeitgeber jetzt stellen. Die Arbeitgeber stehen in der Pflicht, zur nächsten Verhandlungsrunde nachzubessern und ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen. Dafür machen wir jetzt Druck.“

Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall: „Die Arbeitgeber wollen es noch nicht verstehen: Sie müssen jetzt mit Geld und Zeit in ihre Zukunft investieren. Wer Fachkräfte will, muss sie anständig bezahlen, sonst wandern sie ab. Höhere Entgelte sind nicht nur eine dringende Antwort auf die Inflation, sondern auch eine Investition in die Beschäftigten. Höhere Entgelte sind für die Unternehmen günstig: 8,5 Prozent mehr für die Beschäftigten bedeuten nur 0,8 Prozent höhere Gesamtkosten.

Wer Fachkräfte halten will, der darf die Menschen nicht kaputt machen. Gesund bis zur Rente, muss die Devise lauten. Wer in Schicht im Stahlwerk schuftet, braucht ausreichend Erholung. Drei Stunden weniger Arbeitszeit sind geboten, auch mit Blick auf den Umbau zu grünem Stahl: Wir wollen, dass auch mit weniger Arbeit eines Tages alle Beschäftigten eine Zukunft in den Stahlwerken haben. Stunden statt Stellen und Geld kürzen, muss es deshalb heißen.“

Nils Knierim, Vertrauenskörperleiter Salzgitter Flachstahl: „Wir starten mit einer 6000-köpfigen Belegschaft in die Transformation – und wir wollen auch mit 6000 Köpfen wieder aus ihr herauskommen. Deshalb ist eine Arbeitszeitverkürzung auf 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich unverzichtbar. Bei uns in Salzgitter werden gerade die Anlagen für die Produktion von grünem Stahl gebaut, und so können wir jetzt schon erkennen, was sich künftig ändern wird. Deshalb ist die Arbeitszeitverkürzung eine gute Sache. Sie hilft dabei, Arbeitsplätze zu erhalten.“

Thorsten Rittel, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Verkehrsbetriebe Peine-Salzgitter: „Ich weise auf die großen Herausforderungen hin, vor der die Stahlbranche mit Blick auf die Transformation steht. Diese haben sich durch die aktuelle haushaltspolitisch unsichere Lage in Berlin verschärft. Die Ängste und Sorgen bei den Beschäftigten in der Stahlindustrie und im Bahnbetrieb vor Ort in Peine und Salzgitter sind groß. Die Tarifpartner sind jetzt gefordert, den Menschen in unsicheren Zeiten schnell Sicherheit zu geben. Darum wird die IG Metall eine Ausweichbewegung der Arbeitgeber bei der Frage der Arbeitszeitverkürzung nicht akzeptieren. Denn sie bietet Beschäftigungssicherheit für die Zukunft. Dieser Verantwortung müssen sich die Arbeitgeber jetzt stellen.“

 

Weiterer Zeitplan:

30. November 2023: Ende der Friedenspflicht

11. Dezember 2023: 3. Verhandlung


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